Der Brite John Maynard Keynes (1883 bis 1946) hat wohl die heutige Volkswirtschaftslehre geprägt wie kaum ein anderer nach Adam Smith. Er gilt als Begründer einer neuen Denkrichtung, der Keynesianischen Schule. Anstoss zu seinen Gedankengängen gab die Weltwirtschaftskrise: Nachdem die Regierungen - etwa das Kabinett Brüning in Deutschland - anfänglich erfolglos versucht hatten, sie mit den Instrumenten der Klassik und Neoklassik, den "Selbstheilungs-Kräften" des Marktes, also auch mit ausgeglichenen Staatshaushalten, anzugehen, postulierte Keynes in den 1930er Jahren erstmals das von ihm so genannte "Deficit Spending". Der Staat habe in der Krise seine Ausgaben ungeachtet der sinkenden Steuereinnahmen so auszuweiten, dass daraus ein Krisenbekämpfungs-Effekt entstehe. Er könne dann die entstehenden hohen Defizite und Schulden in der darauf folgenden Periode der Hochkonjunktur wieder kompensieren. Ohne eine solche antizyklische Politik wären die heutigen, relativ effizienten Krisenbekämpfungen der Finanzkrise und Coronakrise undenkbar. Allerdings tut sich die Politik jeweils ziemlich schwer, Keynes' Rezept in der Hochkonjunktur ebenfalls einzuhalten und die Staatsausgaben ähnlich drastisch zu reduzieren.
Die unmittelbare Umsetzung der keynesianischen Rezepte in den 1930er Jahren durch die Politik war teils nicht ganz im Sinne, wie er es gedacht hatte. Die sozialistische "Volksfront"-Regierung Léon Blum in Frankreich etwa betonte zwar, getreu den Keynes-Vorgaben kaufkraft-seitig vorgehen zu wollen. Allerdings scheint ihr die massive Strapazierung des Staatshaushaltes weniger gepasst zu haben, die Last der Massnahmen wurde kurzerhand den "Kapitalisten" direkt aufgebürdet - in Form einer generellen 20-prozentigen Lohnerhöhung im ganzen Land. Das scheiterte dann allerdings ziemlich krachend daran, dass die Unternehmen, um ihre Verluste zu minimieren, einfach weiterhin Arbeitskräfte auf die Strasse stellten. Was wiederum die Nachfolge-Regierung - ebenfalls noch eine sozialistische - 1938 zwang, die Volksfront-Massnahmen rückgängig zu machen. In England andererseits hielt sich die Politik konsequenter an die Vorgaben von Landsmann Keynes. Die anfangs der 1930er verordneten deflationistischen Kürzungen der Arbeitslosen-Unterstützung wurden rückgängig gemacht sowie der Wohnungsbau staatlich subventioniert. Zusammen mit der Verbilligung der Landeswährung Pfund durch Abrücken vom Goldstandard führte dies dazu, dass die britische Krise weniger einschneidend war als in anderen Ländern.